09/11/2016

TARIFA -SURFERPARADIES

Einer der schönsten Ausflüge ist für mich immer wieder die Fahrt an die Strände von Tarifa, der südlichsten Stadt des europäischen Festlandes. Von hier aus kann man, wenn es nicht gerade neblig ist oder hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, das nur 14 Kilometer entfernt liegende Afrika, genauer die marokkanische Küste, so genau sehen, dass man nachts jedes einzelne Licht sehen und manchmal die Lichter der Autos verfolgen kann, die durch die afrikanische Nacht fahren. Aber tagsüber ergibt sich natürlich das spektakulärste Bild: Afrika so nah zu sehen, mit seiner völlig anderen Kultur und Mentalität, die hohen Berge des Atlas-Gebirges vor sich, das erzeugt schon ein gewisses Kribbeln.

cam03538Spektakulär sind aber nicht nur die Aussicht, sondern auch die Strände. Man kann an der Zufahrt zu der Insel Las Palomas vor Tarifa auf der linken Seite die Wellen des Mittelmeeres an den Strand landen sehen, und rechts die Wellen des Atlantiks, die immer etwas wilder ankommen. Man hat also die freie Auswsegler-001ahl, in welchem Meer man baden möchte. Ich bevorzuge meistens den Atlantik, weil es eben etwas rauer zugeht, dafür aber der Sand noch feiner ist und man einfach in das Meer ohne Steine hineinlaufen kann, bis man von den Wellen umgerissen wird. Hier weht fast das ganze Jahr über eine steife Brise, entweder der Poniente (Westwind) oder Levante (Ostwind), was dazu geführt hat, dass die Atlantikstrände von Tarifa heute zu den Top 3 weltweit für Surfer und Kiter zählen. Man kann die unzähligen Segel schon von weitem aus Richtung Algeciras kommend in den Himmel aufragen sehen.

Der Wind, der praktisch das ganze Jahr über bläst, hat für Naturliebhaber sein Gutes: es ist dann zwar fast unmöglich, an den breiten cam02190Stränden auf seinem Badehandtuch zu liegen, ohne von den aufgewirbelten Sandkörnern wie kleine Nagelstiche gepiesackt zu werden, aber andererseits hat gerade das die Tourismusindustrie davon abgehalten, große  Hotelkomplexe wie an der Costa del Sol zu errichten. Vielmehr ist die Natur noch weitgehend unberührt, mit ihren cam05960weiten Flächen für die Stierzucht, und die wenigen Hotels sind kleine, meist zweigeschossige Gebäude, die sich harmonisch in das Landschaftsbild einfügen. Irgendwie hat man hier das Gefühl, dass die Zeit ein wenig langsamer läuft. Auch die Touristen sehen eher wie Surfer und Hippies aus denn wie gestriegelte Luxustouristen. Die werden sich hier nicht wohlfühlen, weil es keinen Glamour wie etwa in Marbella an der Costa del Sol gibt. Vielmehr sieht man viele Wohnmobilisten, die auf einem der zahlreichen, wunderschön gelegenen Campingplätze übernachten und das locker-leichte Ambiente mit einem easy-going genießen. Das Strandleben bestimmt ganz klar den Tag, und es gibt viele ausgezeichnete Plätze mt Sitzbänken, Tischen und Steingrills unter Pinienbäumen, wo es ausdrücklich erlaubt ist, sein Barbecue zu veranstalten, mit all den selbst mitgebrachten Sachen, die man in den Supermärkten von Tarifa (Lidl, Mercadona (mit Frischfleisch- und -fischtheke und Co.) oder im Idealfall von einem Fleischer oder Fischhändler bekommen kann.

Und wer abends mal ausgehen möchte, für den ist die Altstadt von Tarifa genau der richtige Ort. Hier, umgeben von der alten Stadtmauer und dem Kastell (das man übrigens auch besichtigen kann), entfaltet sich ein buntes Treiben in den verschiedenen, häufig arabisch geprägten Läden, wie Teestuben, Tapasbars, Kebabs und anderen. cam05962Man merkt das Ursprüngliche noch, obwohl sich vieles in den letzten 20 Jahren verändert hat. Auch hier sind jetzt Ferienhaussiedlungen entstanden, und man bekommt dieselben Annehmlichkeiten wie woanders geboten. W-Lan gehört für die Surfergeneration mittlerweile dazu.

Die Altstadt hat ihre Wurzeln bereits Anfang des 1. Jahrtausends vor Chr., als die Phönizier eine Siedlung gründeten. Hier landete auch erstmals im Jahr 710 der Berber Tarif abu Zura (nach dem Tarifa benannt wurde) mit einem Heer von 500 Mann, um einen Eroberungszug im Hinterland von Tarifa durchcam05840zuführen und die vorhandenen Abwehrkräfte zu testen. Als er praktisch auf keine traf, überzeugte dies die Berber davon, dass es in diesem Gebiet noch mehr zu holen gebe, und sie starteten die Eroberung von Al-Andalus, dem heutigen Andalusien, wo sie schließlich 700 Jahre blieben, bis 1499 der letzte Araberfürst wieder von den christlichen Königen nach Arabien vertrieben wurde.

Von der Stadtmauer aus kann man in südlicher Richtung auf den Fährhafen schauen, von wo aus täglich Schiffe (auch schnellere Katamarane, wenn es der Seegang denn zulässt) nach Tanger in Marokko starten, so daß es für Touristen möglich ist, einen Tagesausflug in die belebte Altstadt von Tanger zu machen und sich in dem sogenannten Zoco umzusehen, um vielleicht einige typisch arabische Artikel zu kaufen. Man wird dann auch die andere Mentalität bemerken, wenn die Händler versuchen, den Touristen in seinen Laden zu ziehen, ihm zunächst einen Apfeltee und dann seine Waren von Lederartikeln über Lampen, Brunnen oder Teppichen anzubieten. Handeln ist dabei obligatorisch, die Händler wären scam05881ogar beleidigt, wenn man sich nicht darauf einlässt. Es ist auf alle Fälle eine Reise wert, denn es bringt einem eine völlig andere Kultur näher.

Ein weiterer interessanter Ausflug ist die Beobachtung von Delphinen und Walen, die in der Meerenge von Gibraltar zahlreich vorhanden sind. Einige Schiffsunternehmen bieten diese mehrstündigen cam05839Touren an, bei denen es zwar keine Garantie gibt, diese Tiere zu sehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch sehr hoch.

Ebenfalls einen Besuch wert ist mein Lieblingsstrand in Bolonia, etwa 15 Minuten von Tarifa aus in nördlicher Richtung mit dem Auto entfernt. Hier sieht man nicht viele Surfer und Kiter, daher ist dieser Strand besonders geeignet für Badegäste. Er zieht sich breit und weit hin und endet in nördlicher Richtung in einer riesigen Düne, die man besteigen und dann das traurige Naturschauspiel bestaunen kann, wie die Düne sich cam05922immer weiter nördlich in den Pinienwald frisst und die nächsten Bäume unter sich begräbt. Die Bucht selbst ist kaum bebaut, es gibt nur die paar Gebäude in Bolonia mit einigen Appartementhäusern und Pensionen. Ein moderner Bau fällt in der Natur aber doch auf: es ist der Neubau des Museums von Baelo Claudia. Diese alte Ruinenstadt mit Amphitheater aus dem 2.Jahrhundert vor Chr. ist eine der besterhaltenen römischen Ansiedlungen in Spanien und liegt direkt hinter dem Strand. Sie ist eingezäunt und kann durch den Eingang im Neubau weitläufig besichtigt werden. Im Museum gibt es dazu interessante Erklärungen mit einem sehr informativen kleinen Film. Die Stadt war ein bedeutender Platz für den Handel mit Afrika. Sein Reichtum im 1. Jahrhundert nach Chr. entsprang hauptsächlich aus der Fischerei und dem Einsalzen und Haltbarmachung der Fische. Durch ein Erdbeben wurde die Stadt weitgehend zerstört, und auch der cam05898Niedergang des Handels und Überfälle durch Germanen führten dann im 5.Jahrhundert nach Chr. dazu, dass die Stadt aufgegeben wurde.

Geht man vom Parkplatz zum Strand, kommt man direkt an den Ruinen vorbei. Man kann sich dann in einem der einfachen Restaurant-Bars niederlassen und die Ruinen von weitem betrachten. Sehr schön ist es auch, von hier aus dem fantastischen Sonnenuntergang zuzuschauen.

Es gibt auf alle Fälle genügend Möglichkeiten, um sich im Urlaub in dieser wunderschönen Gegend zu beschäftigen. Selbst Ausflüge nach Cádiz oder Sevilla sind in 2 bis 3 Stunden zu bewältigen.

Dieser Reiseführer über die Costa de la Luz ist sehr beliebt. Autor Thomas Schröder kann die Vielfalt der Region sehr gut darstellen und lässt auch für den Kenner kaum einen Ort oder eine Sehenswürdigkeit aus. Nur über Museen und kulturellen Einrichtungen könnte er noch ein wenig ergänzen. Das ist eine Anregung für die nächste Auflage, die jedes Jahr aktuallisiert erscheint. Infos dazu: Costa de la Luz: Reiseführer mit vielen praktischen Tipps.

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