08/11/2016

Die Weihnachtslotterie

loteria_navidadAlle Jahre wieder, wenn man im Herbst durch die spanischen Städte und Dörfer flaniert und in einer Bar einen Kaffee oder ein Glas Wein bestellt, fällt einem an den Spiegeln hinter den Flaschen die Werbung für die „Lotería de Navidad“ auf.

Hierbei handelt es sich um eine der ältesten und wohl auch beliebtesten staatlichen Lotterien weltweit. Fast alle

Schlangen vor den Lotterieannahmenstellen sind durchaus üblich

Schlangen vor den Lotterieannahmenstellen sind durchaus üblich

Spanier kaufen sich mindestens ein, manche auch zwanzig oder mehr Lose in der Hoffnung, endlich den großen Gewinn zu machen.

Dabei ist die Lotterie sehr teuer und die Gewinne im Vergleich zu den heute fast schon üblichen Jackpots von 30 Millionen Euro und mehr relativ gering. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn des „Gordo“, des Hauptgewinns, aber wesentlich höher.

Das System sieht so aus, dass die staatliche Lotterie 85.000 Losnummern ausgibt, wobei von jeder Nummer 195 Serien aufgelegt werden. Das ergibt schon mal 16.575.000 Lose. Jedes Los kostet 200,-€.m1410345644 Da dies für viele Menschen zu teuer wäre und man am liebsten möglichst viele verschiedene Nummern am Start haben will, werden diese einzelnen Lose in 10 „décimos“ unterteilt und als Los in allen möglichen Orten Spaniens verkauft (und mittlerweile durch Internet weltweit). Diese Zehntellose kosten also 20,-€ pro Stück. Der Verkauf ab Juli erfolgt nicht nur in den üblichen Lotterieannahmestellen, sondern in allen denkbaren Orten wie Bars, Restaurants, Vereinen, Gemeinschaften und durch Straßenverkäufer, die auf den Preis noch 2,- oder 3,-€ Verkaufskommission für sich draufschlagen.

Das Interessante dabei ist, dass eine Losnummer mit seinen 195 Serien oftmals auf ein kleines Verkaufsgebiet, manchmal nur auf ein Dorf, beschränkt ist. Dann werden in diesem Ort alle Serien der Nummer verkauft. Umso größer ist natürlich die Freude, wenn eine solche 1622937Losnummer den Hauptgewinn erzielt und das halbe Dorf zu „Millionären“ wird. Wobei, Millionäre wurden sie noch zu Pesetas-Zeiten, mit dem Euro hat sich das geändert, aber immerhin fallen auf ein Los vier Millionen Euro, und damit auf die jeweils verkauften Zehntel-Anteile 400.000,-€. Bei der Ziehung, die am 22. Dezember stattfindet und im spanischen Fernsehen live übertragen wird, kann direkt nach der Ziehung des „Gordo“ ermittelt werden, wo der Hauptgewinn „eingeschlagen“ hat. Manchmal ist die Nummer spanienweit verstreut, aber in einigen Fällen auch auf kleine Dörfer beschränkt. Dann hetzen sofort Fernsehteams los, um die Jubelszenen, die am Verkaufsort, also in der Annahmestelle oder der Bar des Ortes stattfinden, live in die Fernsehstudios und Nachrichtensendungen zu übertragen. Die Menschen dort liegen sich überglücklich in den Armen, es wird reichlich „cava“, spanischer Sekt, getrunken, und man dankt dem lieben Gott, dass er es so gut mit einem gemeint hat. Manchmal gewinnen abgelegene Orte, in denen wirklich viel Armut herrscht. Im Idealfall des Verkaufs aller Serien ergibt das immerhin 1.950 Gewinner mit jeweils 400.000,-€, insgesamt also 780 Millionen Euro. Es gibt sogar Untersuchungen, dass sich nach dem Gewinn alle möglichen Arten von „Finanzberatern“ auf den Weg in diesen Ort machen, um den Bürgern das gewonnene Geld auch schnell wieder aus der Tasche zu ziehen.

Für diejenigen, die wieder einmal leer ausgegangen sind, bleibt trotzdem die Erinnerung an einen schönen historiaTag. Denn viele Spanier nehmen sich extra kurz vor Weihnachten frei, setzen sich morgens um 8°°Uhr vor den Fernseher und verfolgen gespannt die Ziehung der Losnummern, die von Schülern des Colegio San Ildefonso auf immer gleiche Art „vorgesungen“ werden. Diese Veranstaltung dauert vier Stunden und länger. Der Zuseher erfrischt sich dabei schon morgens mit einem Anis-Schnaps („Anís El Mono“ ist typisch) und dem spanischen Weihnachtsgebäck, Turrón und Polvorones. Und ist auch keiner der kleineren Preise bei ihm hängen geblieben, so weiß er doch: nächstes Jahr ist wieder eine Ziehung und dann klappt es bestimmt. Hoffentlich.

Ich habe einen Link zum Video der „Gordo-Ziehung“ im Jahr 2014 hier: El Gordo de la Lotería 2014, 13.437 rtve.es

So kann man sich ein Bild machen, wie es abläuft. Das Mädchen reagiert so niedlich, als es den „Gordo“ zieht. Schauen Sie sich das mal an…

 

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