DIE ANDALUSIER sind für ihre „gracia“ (Witzigkeit) bekannt. Sie nehmen das Leben zwar ernst (sie sind ziemlich konservativ), aber bevorzugen gerne eine „lockere und offene Art“ und sie möchten sich nicht sehr lange mit bestimmten Dingen beschäftigen, sie sind etwas lässig. Auch die Pünktlichkeit steht bei ihnen nicht gerade ganz oben auf der Skala, es gibt für sie wichtigere Dinge im Leben und es kommt nur darauf an, anzukommen. Sie sind wahre Genießer.
Dazu kommt das Klima. Andalusien ist eine sehr warme Region, gerade im Sommer sind die 40°C im Schatten keine Seltenheit. Darum ist der wärmste Monat, der August, der Urlaubsmonat per Exzellenz. Gerade im Hinterland in Städten wie Sevilla oder Córdoba bleibt alles stehen und der Andalusier fährt an die Küste und macht dort seinen Jahresurlaub mit der Familie und Freunden.
Der Andalusier ist mit dem „Campo“ (=das Land) sehr verbunden. Die traditionellen Feste wie die Ferias (Stadtfeste) oder „El Rocío“ (Wahlfahrt zu Pfingsten) sind eng mit Pferden oder Stieren verbunden. Die Jagd ist in der Gastronomie sehr präsent. Gerichte wie „Arroz con conejo“ (Reis mit Hase) oder „Perdiz“ (Rebhuhn) sind die besten Beispiele dafür.
Die Andalusier und die Feste
Die Andalusier wissen zu feiern wie kein anderer. Man muss einmal die „Feria de Sevilla“, „…de Málaga“ oder „…de Córdoba“ besucht haben, um zu wissen, was das bedeutet. Auch die Karwoche (Semana Santa) wird in den Tapasbars gefeiert und andere Feste oder Feiertage….sie feiern eigentlich fast jedes Wochenende (manche sogar häufiger). Sie lieben zu feiern. Das ist vielleicht der Grund, warum sie weniger diszipliniert sind. Das Leben ist für sie einmalig und man soll es voll genießen…man arbeitet um zu leben und nicht umgekehrt, daher wird die Arbeit nicht unbedingt als sehr wichtig betrachtet. Es wird nur das getan, was absolut notwendig ist, nicht mehr und nicht weniger. Es gibt für sie Dinge, die wichtiger sind.
Witz und andere Eigenschaften
Die Andalusier gelten als sehr witzig und die Meisten sind es auch. Allein ihre Art zu reden ist eine Kunst. Sie können stundenlang reden und dabei nichts sagen. Mit Organisation oder Konkretheit haben sie einige Schwierigkeiten, aber wenn ein Witz erzählt werden soll, entwickeln sie eine sympathische und mitreißende Art, dies zu tun. Sie betrachten gerne die lustige Seite des Lebens, was für manche Nordeuropäer etwas oberflächlich wirken kann.
Eine weitere Eigenschaft der Andalusier ist die Neigung zur Übertreibung. Sie reden gerne –wie oben bereits erwähnt- und übertreiben auch sehr gerne, aber es bleibt meistens beim „Geschwätz“. Tun werden sie es nicht, was sie dabei ankündigen.
Wie bereits erwähnt, sind die Andalusier nicht gerade die Fleißigsten oder Pflichtbewusstesten (auch in den Augen der anderen Spanier), aber sie sind wahre Lebenskünstler. Durch ihre Kreativität, Sympathie und ihre Ausdruckskunst sind sie in der Lage, in ausgesprochen schwierigen Situationen zu überleben.
Gläubig sind die Andalusier, aber auf ihre „lockere Art“. Einerseits begleiten die Familie, Freunde und Verwandte die ganze Nacht hindurch einen Verstorbenen, oder sie verehren inbrünstig ihren Christus oder ihre Jungfrau, andererseits essen und trinken sie auf der Straße, während der tote Christus zur Karwoche durch die Straßen mit getragener Musik getragen wird.
Die Andalusier und die Freundschaft
Die Andalusier sind sehr gerne in großen Gruppen. Auch wenn sie in Urlaub mit der Familie fahren, sehen sie zu, dass auch Freunde und weitere Verwandte mitkommen. Wenn man in Andalusien lebt, muss man sich an die größeren Gruppen von Menschen gewöhnen und auch an eine gewisse Lautstärke. Diskretion ist für sie häufig ein Fremdwort, denn sie leben gerne „auf der Straße“.
Auch wenn sie sehr offen sind, steht die eigene Familie über allem und wird geschützt. Auch das Bild, was man nach außen zeigt, ist sehr wichtig. Image spielt in Andalusien –gerade bei mittelständigen Familien- eine sehr große Rolle.